Laut tagesspiegel.de beträgt der jährliche Umsatz in der Sportwetten-Branche ca. 4 Milliarden Euro pro Jahr und die Buchmacher gehen aus, dass der Markt noch weiter wachsen wird. Jedoch schreiben viele Tipper mit ihren Wetten in erster Linie rote Zahlen. Lediglich ein kleiner Teil der Tippgemeinde kann für sich mitunter kleine Gewinne verbuchen und es gibt tatsächlich nur wenige Profi-Wetter, die wirklich ihren Lebensunterhalt auf diesem Weg damit verdienen. Vor allem ist das ein gutes Geschäft für die Buchmacher.
Aber woran liegt das? Wie werden die Wettquoten erstellt und welche Rolle spielt Mathematik und Statistik eigentlich dabei? In meinem folgenden Artikel habe ich die Zusammenhänge etwas näher beleuchtet, um dir aufzuzeigen, auf welche nüchterne Art und Weise die Quoten einer Sportwette entstehen.
Sportwetten – Die Wettquoten
Durchaus stellen sportliche Wetten eine interessante Beschäftigung in der Freizeit, mit einem gewissen Nervenkitzel, für den einen oder anderen von uns dar. Jedoch verbirgt sich dahinter eine ganze Menge Mathematik. Mit Wahrscheinlichkeiten hat nämlich die Vorhersage eines Sportergebnisses zu tun. Bei der Prognostizierung eines Fußballergebnisses lautet die hauptsächliche Fragestellung:
Wie wahrscheinlich ist ein Unentschieden, ein Sieg für Team A und ein Sieg für Team B?
Danach stellt sich natürlich die Frage, aus welchen zu Grunde liegenden Daten diese Wahrscheinlichkeiten errechnet werden sollen. Es lassen sich diesbezüglich viele Parameter folglich zusammenstellen:
- Zwischen beiden Teams die Ergebnisse der letzten Partien.
- Die aktuelle Formkurve (Niederlagen- oder Siegesserie?).
- Momentane Sondereinflüsse (Stammpersonal verletzt, Trainerwechsel).
- Der Verlauf der bisherigen Saison.
- In der Liga die Auswärts- und Heimbilanz beider Teams.
Nun werden der Einfachheit halber die Ergebnisse der letzten sechs Partien zwischen den beiden Mannschaften mit Heimvorteil für Team A gewählt:
Begegnung | Endstand | Ergebnis |
---|---|---|
1 | 4:1 | Sieg Team A |
2 | 1:1 | Unentschieden |
3 | 3:1 | Sieg Team A |
4 | 1:0 | Sieg Team A |
5 | 2:2 | Unentschieden |
6 | 2:3 | Sieg Team B |
Tabelle 1: Fiktive Beispielergebnisse zwischen 2 Fußballmannschaften für die Ermittlung von Quoten einer Wette.
Wenn die beiden Fußballteams demnach im Stadion von A aufeinander treffen würden, würde Team A 3 von 6 Spielen gewinnen, Team B hingegen würde 1 Partie gewinnen und zweimal würden die Mannschaften unentschieden spielen. Es lassen sich folgende Wahrscheinlichkeiten daraus ableiten:
- Die Wahrscheinlichkeit von Team A für einen Sieg: 50%
- Die Wahrscheinlichkeit von Team B für einen Sieg: 16,66%
- Die Wahrscheinlichkeit für ein Unentschieden: 33,33%
Mit einer einfachen Rechnung können nun aus diesen Wahrscheinlichkeiten die entsprechenden Quoten für die Spieler geformt werden:
Wettquote=(1/Eintrittswahrscheinlichkeit *100)
Demnach lägen die Quoten für das Fußballspiel bei:
- 6,00 für eine Sieg von Team B
- 3,00 für ein Unentschieden
- 2,00 für einen Sieg von Team A
Mit dieser leichten Wahrscheinlichkeitsrechnung lassen sich nun demnach die Quoten für den Ausgang eines Fußballspiels oder einer anderen Mannschaftssportart errechnen. Jedoch bedeutet die höhere Wahrscheinlichkeit eines Sieges von Team A bei weitem nicht, dass Team A das zu tippende Spiel auch zwingend gewinnen muss. Die Rechnung zeigt nur auf, dass Team A bei ungefähr 10 Begegnungen der beiden Fußballmannschaften wahrscheinlich fünf Partien gewinnen wird. Es handelt sich dabei um die Grundzüge der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die jeder Buchmacher heute praktiziert. Zu diesem Zweck werden natürlich sehr ausführliche Daten verwendet, um nach Möglichkeit sehr viele Eventualitäten abbilden zu können. Der Schlüssel zum Erfolg ist nämlich die richtige Bewertung von entsprechenden Einflussfaktoren.
Wie verdient der Buchmacher mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung Geld?
Würde der Buchmacher die oben genannten Quoten so an seinen Kunden wiedergeben, läge für die Unternehmen der Verdienst in vielen Fällen nicht sehr hoch, sondern eher sehr niedrig. Daher arbeiten Wettanbieter wie jedes Unternehmen auch mit Gewinnspannen. Dies würde am obigen Beispiel folgendes bedeuten:
- 6,00 * 0,9 = 5,40 auf Sieg von Team B
- 3,00 * 0,9 = 2,70 auf ein Unentschieden
- 2,00 * 0,9 = 1,80 auf Sieg von Team A
So würde die Änderung bei der Berechnung einer ebenmäßigen Gewinnspanne in Höhe von 10% aussähen. Damit drücken die Quoten plötzlich nicht mehr die Wahrscheinlichkeiten eines Spielergebnisses aus, sondern sie werden durch den Anbieter der Sportwetten verfälscht. Es kommt auch mitunter vor, dass Anbieter die Quoten anheben, mit dem Ziel, Sportfans mit einer sehr besonderen Wette anzulocken. Falls man als Tipper über einen längeren Zeitraum Erfolge machen möchte, sollte daher Wetten finden, deren Wettquoten besser ausfallen, als wie die tatsächliche Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines ganz bestimmten Spielergebnisses.
Sportwetten – Sind sie auch Geschicklichkeitsspiele?
Ganz klar fallen Sportwetten in Deutschland unter die Kategorie Glücksspiele, aber sie unterscheiden sich zum Beispiel vom Lotto. Eine Studie von zwei Bonner Juristen, die übrigens auch in zeit.de zitiert wurde, kommt zum Bespiel zu dem Resultat, dass durchaus für Sportwetten auch Geschicklichkeit nötig sein kann. Die Teilnehmer wurden dabei vorher per Selbsteinschätzung und Sportquiz in unterschiedliche Cluster in Bezug auf ihre Sportliche Kompetenz eingeteilt. Daraufhin sollten sie einige Bundesliga-Spiele drei Wochen vor Spielbeginn tippen. Desweiteren sollten 3 Tage vor dem Spiel, noch einmal Tipps, zu den gleichen Partien abgegeben werden. Die Resultate waren sehr bemerkenswert dabei:
- Insbesondere die „Experten“ konnten einer Illusion der Kontrolle unterliegen und den sogenannten „Geschicklichkeitseffekt“ von Sportwetten wesentlich zu stark einschätzen.
- Insbesondere das Einbeziehen von Infos über die aktuelle Form der Fußballmannschaften oder über Verletzungen von wichtigen Spielern sorgten für bessere Resultate.
- Bei den Fußballexperten waren die Tipps kurz vor den Spielen wesentlich erfolgreicher als wie bei den Anfängern bzw. Laien.
- Bei den Tipps existieren die Unterschiede bei einem Zeitunterschied von 3 Wochen fast gar nicht.
Diese Studie belegt sehr eindrucksvoll, dass sich Wetten durch ein entsprechendes Wissen wirklich erfolgreicher gestalten lassen. Allerdings ist ein gutes Prognosesystem für Tipper grundsätzlich mit viel Aufwand verbunden. Wer tatsächlich seinen Lebensunterhalt damit verdienen möchte, wird um die Gewichtung von verschiedenen Faktoren und mit Wahrscheinlichkeiten kaum herum kommen.
Sportwetten – Fazit
Sportwetten stellen durchaus eine wissenschaftliche Herausforderung als Konstrukt dar, weil bei einer Wette es um Wahrscheinlichkeiten geht. Viele Sportwetten-Anbieter stellen nicht umsonst Statistiker ein, um für die Quoten, die Wahrscheinlichkeiten, möglichst genau berechnen zu lassen. Desto genauer eine derartige Berechnung ist, umso besser kann der Anbieter von Sportwetten letztlich davon profitieren.
Möchte der Tipper erfolgreich sein, benötigt er selber ein Prognosesystem. Neben dem Wissen baut dieses System, über die momentanen Abläufe in der jeweiligen Sportart, sowie auch auf berechnete Wahrscheinlichkeiten auf. Wer akribischer arbeitest als wie ein Buchmacher, kann hier unter dem Strich Gewinne einfahren. Laut einer Studie erfordern Sportwetten zumindest teilweise auch Geschicklichkeit, ist als Tipper ein regelmäßiger Verdienst nicht ausgeschlossen. Beispiele wie des Multi-Millionärs Matthew Benham belegen dies.