Diffusionsoffen – was bedeutet das?

Je kälter und dichter ein Baustoff, desto mehr Wasserdampf aus der Raumluft, schlägt sich dann als Kondenswasser nieder. Dauerfeuchte kann zu Bauschäden am Mauerwerk führen. Materialien, die Feuchte zunächst aufnehmen und nach und nach wieder abgeben, gleichen das Raumklima aus. Das heißt: sie sind diffusionsoffen für den Dampf.

Diffusionsoffen, Quelle: pixabay
Diffusionsoffen, Quelle: pixabay

Dampfdruck-Gefälle zwischen Außen- und Innenseite des Hauses

Hausbewohner schwitzen, duschen, kochen: Pro Tag füllt in einem Vier-Personen-Haushalt zehn bis zwölf Liter Wasserdampf die Raumluft. Es verteilen sich seine gasförmigen Moleküle gleichmäßig im Zimmer und erzeugen so einen bestimmten Dampfdruck, die relative Luftfeuchtigkeit. Aber auch im Freien lässt sich Dampfdruck messen. Entspricht der Druck der relativen Luftfeuchtigkeit im Haus, besteht ein Gleichgewicht. Liegt der Dampfdruck jedoch im Inneren des Hauses niedriger oder höher als die relative Luftfeuchtigkeit draußen, spricht man von einem Dampfdruck Gefälle. Der Druck des Dampfes entweicht auf die druckärmere Seite des Bauteils, er diffundiert. Es entsteht so eine Ausgleichsströmung, die Diffusion.

Diffusionsoffen – Widerstand gegen Dampfdruck

Baustoffe setzen Dampf unterschiedlich ausgeprägten Widerstand entgegen. Wie stark er im Vergleich zu einer 100 cm dicken Luftschicht ist, gibt die Dampfdiffusions-Widerstandszahl (mü) an – desto kleiner sie ist, umso leichter dringt der Wasserdampf durch. Wobei dichtes Materialgefüge mit einer Dampfdiffusions-Widerstandszahl über 100 mü gilt als Dampfsperrschicht, zum Beispiel Bitumen-Schweißbahn. Dampfbremsen sind Stoffe, die die Dampfdiffusion verzögern, aber nicht unterbinden.

Diffusionsoffen – Feuchte-Puffer

Bauteile oder Baustoffe, die dem Druck des Dampfes wenig Widerstand entgegensetzen, werden als diffusionsoffen bezeichnet. Hausbesitzer mit dem Wunsch nach „gesundem“ Wohnen schätzen die Pluspunkte wasserdampf-durchlässiger Dächer, Decken und Wände: Ist es feucht im Zimmer bzw. Raum, werden Wassermoleküle in der Oberfläche gespeichert. Im Gegenzug wird die Feuchtigkeit an die Raumluft abgegeben, wenn diese zu trocken ist. Der Puffer arbeitet langsam, innerhalb von Stunden oder auch Tagen, und nur ca. 2 Prozent der Raumfeuchtigkeit quert das Bauteil tatsächlich.

Diffusionsoffene Bauteile und luftdichte Hülle

Per Diffusion wird man Badedampf und Kochdunst also nicht mehr los, denn die Moleküle des Dampfes bewegen sich nicht mit der Luftströmung durch Bauteile hindurch – atmende Wände gibt es also nicht. Falls es ziehen sollte, hat der Raum offene Fugen und verliert unnötigerweise viel Heizwärme. Daher achtet man heute auf eine luftdichte Hülle des Gebäudes. Die EnEV (Energie-Einspar-Verordnung) schreibt sie für Neubauten vor.

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