Die Sprache Deines Gesichts
Für die meisten Menschen ist es wesentlich einfacher ein Buch zu studieren, als in einem unbekannten Gesicht zu lesen. Vielleicht liegt es daran, weil unser Alphabet lediglich 26 Buchstaben hat, in unserem Gesicht jedoch 43 Muskeln für ein abwechslungsreiches Mienenspiel sorgen. Da wird der Mund verzogen, die Augenbraue gehoben und die Nase gerümpft. Auch wenn wir in vielen Fällen ahnen, dank unserer jahrelangen Erfahrung, was ein Gesichtsausdruck bedeuten kann – sind wir uns selten 100 prozentig sicher. War das Lächeln gerade schadenfroh oder wohlgesonnen? Zeigt die gerunzelte Stirn Nachdenklichkeit oder etwa Ärger? Was die Wissenschaft über Gesichter bis dato erforscht hat, kannst Du in meinem heutigen Artikel lesen:
Fakt ist: Fast immer sind es Gefühlsregungen, die sich in unseren Antlitz widerspiegeln. Auf diese Weise, kommunizieren bereits kleine Kinder, signalisieren so ihre Wünsche und Bedürfnisse. Diese Sprache ist bei Erwachsenen oftmals nicht mehr so deutlich, weil sie gelernt haben, ihre Gesichtszüge zu kontrollieren. Um sie besser verstehen zu können, hat sich die Wissenschaft sehr mit der menschlichen Mimik beschäftigt und über viele Jahre insgesamt mehr als 10.000 Gesichtsausdrücke analysiert. Das Ergebnis war ein Katalog von 64 „Action Units„, also 64 mögliche Bewegungen der Gesichtsmuskulatur: vom Heben der äußeren und inneren Augenbrauen bis hin zum Niederschlagen der Augen. Aufgrund dieses Codiersystems lassen sich einzelne Muskelbewegungen von bestimmten Emotionen zuordnen.
Bei den Grundgefühlen wie Ekel, Angst, Wut, Überraschung, Trauer und Freude sind die Signale ziemlich klar: Bei Freude werden die Muskeln der Augen kontrahiert. Mundwinkel und Wangen heben sich. Bei Trauer hingegen, senken sich die Mundwinkel und die oberen Lider, neben der Nase und die Augenbrauen sind ein wenig gehoben.
Derart ausgeprägt und eindeutig zeigen wir unsere Gefühle jedoch selten. Emotionen können sich ja auch vermischen oder leise sein. Manchmal wird sogar versucht, Gefühle vor einer anderen Person zu verbergen, etwa wenn man ängstlich ist oder nervös. Andere sehen dann vielleicht nur eine Komponente eines Ausdrucks, was jedoch die richtige Deutung schwieriger macht.
Meistens ist unsere Tarnung nicht sehr gut. Mit ein wenig Übung ist es für ein geschultes Auge nicht schwer, hinter dem sogenannten „Pokerface“ Anzeichen echte Gefühle zu entdecken. Kleinste Veränderungen der Mimik verraten uns nämlich, trotz großer Beherrschung; die sogenannten Mikroausdrücke. Kaum eine Viertelsekunde lang, blitzen sie auf, verschwinden so schnell also, dass man sie kaum bemerkt. Sie sind dafür absolut ehrlich, da sie unwillkürlich entstehen, ohne jegliche Absicht. Experten können mit ihrer Hilfe sehen, ob jemand flunkert – oder seine echten Gefühle zumindest verbergen möchte. An einem abgebrochenen Mienenspiel kann man das auch gut ablesen: Wird einem Menschen bewusst, was im Moment auf seinem Gesicht passiert, ändert sich blitzschnell der Ausdruck. Häufig wird versucht, wahre Emotionen durch ein leichtes Lächeln zu überspielen.
Die Form des Gesichts verrät den Charakter
Weitere Merkmale einer Täuschung: ein asymmetrischer Ausdruck des Gesichts, der stärker auf einer Seite ausfällt, als auf der anderen; ein länger anhaltender Gesichtsausdruck, der mehr als 5 bis 10 Sekunden gleich bleibt, und nicht zu vergessen; das bekannte „unechte Lächeln“, welches man am fehlenden Spiel des Augenringmuskels erkennt. Ein echtes Lächeln erkennt man an kleinen „Krähenfüßchen„. Oft graben sich im Laufe eines Lebens gebrauchte Ausdrücke ins Gesicht und prägen dadurch das Aussehen. Derartige Mimikfältchen sind ein Zeichen dafür, welche Grundeinstellung man hat und wie der Mensch gelebt hat. Ein Zeichen für einen grundsätzlich lustigen bzw. fröhlichen Menschen sind Fältchen um die Augen.
Tatjana Strobel ist außerdem davon überzeugt, dass auch die von Mutter Natur gegebenen Gesichtsmerkmale Schlüsse auf die jeweilige Person zulassen: Aus der Form von Lippen, Ohren, Nase und Augen liest man den Charakter ab. Viele Eigenschaften kann man sehen, zum Beispiel ob jemand eher emotional oder rational geprägt ist, ob er ein Feeling für andere Menschen hat, neugierig, offen und kommunikativ ist oder sich eher in seinem vertrauten Umfeld wohlfühlt.