Autophagie – die körpereigene Zellreinigung

Der menschliche Organismus ist ausgesprochen komplex und faszinierend. Rund um die Uhr arbeitet er, damit wir möglichst gesund bleiben. Ein wichtiger Prozess ist dabei die sogenannte Autophagie, die körpereigene Zellreinigung. Schon seit den 60er Jahren haben Forscher beobachtet, dass Zellen sich teilweise selbst verdauen. Was genau da vor sich geht, konnte jedoch erst vom japanischen Zellbiologen Yoshinori Ohsumi entschlüsselt werden. Für seine Entdeckungen rund um die Autophagie wurde er 2016 sogar mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Seine Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass es sich lohnen kann, den Körper gezielt bei der Autophagie zu unterstützen, um die Gesundheit zu fördern und Alterungsprozesse zu verlangsamen. Deswegen stelle ich hier einige Wege vor, das Zell-Recycling-Programm ein bisschen anzukurbeln.

Autophagie, Bild von Ralf Kunze auf Pixabay
Autophagie, Bild von Ralf Kunze auf Pixabay

Was passiert bei der Autophagie?

Im Rahmen der körpereigenen Zellreinigung werden beschädigte Zellbestandteile oder ganze Organellen verstoffwechselt. Sie werden also zunächst abgebaut und in einzelne Bestandteile zerlegt, bevor diese wiederverwertet werden. Neue Zellen werden gebildet, sodass die Zellstruktur des Körpers erneuert und somit verjüngt werden kann. Auch Viren und Bakterien können mit der Autophagie recycelt werden. Was der Körper nicht braucht, wird entsorgt. Ist der Prozess der Autophagie jedoch gestört, sammelt sich „Zellmüll“ an, was zahlreiche Erkrankungen mit sich bringen kann.

Krebs ist ein typisches Beispiel, aber auch beispielsweise Alzheimer, Parkinson und Diabetes können durch eine fehlregulierte oder verminderte Autophagie begünstigt werden. Mit zunehmendem Alter funktioniert die Autophagie immer schlechter, die Zellen werden weniger generiert. Gelingt es, die Zellreinigung leistungsfähiger zu machen, können Alterungsprozesse verlangsamt werden. Man fühlt sich fitter, ist weniger anfällig für Infektionen und reduziert sein Risiko, schwerwiegend zu erkranken. Aber wie kann der Autophagie auf die Sprünge geholfen werden?

Die richtige Ernährung

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit. Sie beeinflusst auch die Autophagie, denn manche Lebensmittel können den Recycling-Prozess fördern, andere hemmen. So kann Kaffee kann den Prozess anregen, aber auf die Milch sollte besser verzichtet werden. Tierische Proteine können sich nämlich nachteilig auf die Autophagie auswirken. Wer den Kaffee nicht schwarz trinken mag, sollte also besser auf pflanzliche Alternativen umsteigen. Die Zellreinigung kann außerdem durch Spermidin angeregt werden. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Stoff, genauer gesagt um ein biogenes Polyamin, das in allen lebenden Körperzellen vorkommt.

Es wird vom Körper selbstständig gebildet, ist aber auch in einigen Lebensmitteln zu finden. Weil im Alter weniger Spermidin produziert wird, ist es ratsam, dann besonders darauf zu achten, den wertvollen Stoff über die Nahrung aufzunehmen. Verhältnismäßig reich an Spermidin sind unter anderem Pilze, Hülsenfrüchte, Sellerie, reifer Käse und Weizenkeime. Letztere können zum Beispiel gut in das Müsli oder über den Salat gegeben werden. Alternativ kann Weizenkeimextrakt als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Fasten für die Zellreinigung

Um die Zellreinigung zu unterstützen ist es nicht nur wichtig, was man isst, sondern auch wann, beziehungsweise wieviel. Die Autophagie wird nämlich in Stresssituationen, wie bei Hunger, aktiviert. Eine Reduktion der Kalorienzufuhr ist deshalb förderlich für die Zellreinigung. Klassische Heilfastenkuren, aber auch das Intervallfasten können die Autophagie besonders anregen. Wer zu viel isst, wird nicht nur dick, sondern hemmt auch seine Fähigkeit zur Autophagie. Ein Grund mehr, lieber nur ein Stück Schokolade und nicht gleich die ganze Tafel zu essen. Auch wenn es schwerfällt.

Autophagie durch Sport anregen

Ein weiteres Schlüsselelement für Gesundheit ist die Bewegung. Wer Sport treibt, fördert dabei auch die Zellreinigung. Ausdauersport ist dafür besonders geeignet, doch auch Kraftsport wirkt sich hilfreich auf die Zellerneuerung aus. Die Effekte können zusätzlich verstärkt werden, wenn sie mit dem Fasten verknüpft werden. Training im nüchternen Zustand, also beispielweise morgens vor dem Frühstück kurbeln die Autophagie ganz besonders an.

Jetzt weißt du, wie du deinen Körper beim Recyceln unterstützen kannst. Es ist gar nicht kompliziert und kann helfen, lange jung zu bleiben.

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