Kristallglas – Was ist das eigentlich?

Kristallglas genießt den Ruf, besonders schöne Lichtbrechungen hervorzurufen. Das liegt auch an der Zusammensetzung des Materials, das zwar dem Namen nach kristallin sein müsste, allerdings nicht zu den Kristallen gehört.

Glas – Eine Erfolgsgeschichte

Die Ursprünge der Glasherstellung datieren Forscher ungefähr 5000 Jahre zurück, wobei ein örtlicher Bezug nur schwer herzustellen ist. Wie es zum Aufstieg der tschechischen Glasindustrie kam, ist dagegen besser nachvollziehbar. Schriftliche Belege erster Produktionen lassen sich etwa aus dem 12. Jahrhundert finden. Ende des 15. Jahrhunderts forcierte Rudolf II. als böhmischer König die künstlerische Bedeutung der Glasproduktion, was im Laufe des 18. Jahrhunderts zur erstmaligen Herstellung böhmischen Kristallglases führte. Die verbesserte Qualität und das prunkvolle Design wurde zum Trumpf.

Kristallglas, Bild von Hans auf Pixabay
Kristallglas, Bild von Hans auf Pixabay

Die damalige Vorherrschaft der Gläser aus den Manufakturen Venedigs wurde gebrochen. Vor allem im Adel, aber auch im reicheren Bürgertum fand böhmisches Kristallglas immer mehr Anklang und wurde zum Inbegriff luxuriöser Einrichtungsgestaltung.

Darum ist Kristallglas kein Kristall

Die maßgebliche Eigenschaft eines Kristalls ist die der regelmäßigen und geordneten Struktur auf atomarer Ebene. So besteht ein Kristall demnach aus Atomen, die sich zu Elementarzellen verbinden, die sich wiederum periodisch wiederholen und so einen kristallinen Körper ergeben. Glas und damit auch Kristallglas dagegen gehört zu den sogenannten amorphen, also ungeordneten Feststoffen, die keine innere Struktur aufweisen. Trinkgläser bestehen oftmals aus Siliciumdioxid und damit im Grunde aus Sand bzw. Quarzsand, dem Kalk und Natriumcarbonat, auch Soda genannt, beigemischt ist.

Der Unterschied zwischen gewöhnlichem Glas und Kristallglas ist das beim Herstellungsprozess von Glas beigefügte Blei, das dem Gemenge weitere Eigenschaften verleiht. Die Menge des beigefügten Bleis ist auch ein Kriterium der Hochwertigkeit des Kristallglases, das allerdings nicht allein den Preis bestimmt. Weitere Faktoren sind etwa die Farbgebung, verschiedene Veredelungen sowie die Verarbeitung.

Der feine Unterschied

Echte Kristallschalen von einfachen Glasschalen zu unterscheiden, ist grundsätzlich nicht schwer, wenn man weiß, worauf man achten muss. Aufgrund der höheren Dichte ist Kristallglas schwerer als einfaches Glas. Auch deshalb wirken die Gegenstände so hochwertig. Zudem klingt Kristallglas ganz anders. Während handelsübliche Gläser einen dumpfen Ton erzeugen, besitzt Kristallglas einen hohen Klang, dem ein gewisser musischer Charakter innewohnt. Durch die verbesserten Eigenschaften, die mit einer einfacheren Verformbarkeit einhergehen, können erfahrene Manufakturen Objekte mit dünneren Wänden herstellen, als es mit handelsüblichem Glas möglich ist.

Dadurch entstehen ganz andere und weitaus vielfältigere Möglichkeiten, Produkte zu designen und optische Finessen und Details einzuarbeiten. Der sicherlich größte Pluspunkt ist das natürliche Spiel mit dem Licht. Wirklich schönes Kristallglas besticht durch seine große Klarheit und dem bekannten Regenbogeneffekt, der die Erzeugnisse so elegant wirken lässt.

Kristallglas – Wie Farbe ins Spiel kommt

Unter anderem durch Beigabe verschiedener Stoffe, meist Salze, ist es möglich, Gläsern Farbe zu verleihen. Der Effekt beruht auf der Eigenschaft der Stoffe, Licht bestimmter Wellenlänge zu absorbieren. Dabei reichen kleine Mengen bereits aus. Nur etwa ein halbes Prozent der Glasmasse besteht dann aus dem farbgebendem Stoff. Um grünes Glas herzustellen, ist Eisenoxid nötig. Manchmal kommt auch Chromoxid zum Einsatz. Einen hochwertigeren, rubinfarbenen Farbton erzeugt die Beimischung von Gold. Unter Verwendung von Königswasser ist dieser Prozess recht aufwendig, entsprechend teuer sind derartige Gläser.

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