…..und der aktuelle Weg zum gesunden Abnehmen
Als der flämische Barockmaler Pieter Pauwel Rubens im Jahr 1635 voller Verzückung seine „Drei Grazien“ als Akt festhielt, konnte er nicht ahnen, dass der Begriff „Rubensfrau“ schon bald negativ besetzt sein würde. Zwar galten fülligere Damen in Zeiten von Armut und Hungersnöten als besonders attraktiv, doch spätestens am Begriff „Wespentaille“ lässt sich erkennen, dass die Zeit der üppigen Rundungen im späten 17. Jahrhundert gezählt war. Um sich und anderen zu gefallen, musste das Korsett ran – oft so eng geschnürt, dass den Damen die Luft wegblieb und sie ohnmächtig in die Hände des Gentleman sanken. Das Korsett hat sich bis heute gehalten und es gibt sogar Promi-Sternchen, die sich Rippen entfernen lassen, um einem „Schönheitsideal“ zu entsprechen. Dagegen wirken die Diättrends der letzten Jahrzehnte geradezu harmlos – obwohl einige der Abnehmvarianten alles andere als förderlich für die Gesundheit waren und es bis heute sind.
Diättrends – Von der Essigdiät bis zur Schlankmacherseife
Die Namen von Begründern gewisser Diätmethoden liest sich lange und listet mehr oder weniger berühmte Zeitgenossen auf. Heute gehen Historiker davon aus, dass der englische Dichter, Lord Byron, an einer Körperdysmorphophobie litt – dem Gefühl, missgestaltet zu sein. Was er auf sein Gewicht zurückführte. Um seinen Hunger zu unterdrücken, nahm Byron große Mengen Apfelessig zu sich und gilt als eine der ersten Diätikonen. Ein gewisser Reverend Sylvester Graham versicherte indessen seinen Anhängern, dass eine vegetarische Diät ohne verarbeitetes Mehl, Gewürze und Zucker die lüsternen Triebe zügeln würde.
Die Banting-Diät des englischen Leichenbestatters, William Banting, setzte als erste Diät auf den Low-Carb-Effekt. Zucker und kohlenhydratreiche Speisen waren tabu, Eiweiß und Fett aus Speck, Butter und Käse hingegen erlaubt. Beim „Fletschern“, nach dem Ernährungsberater, Horace Fletcher, ging es vorrangig darum, nur zu essen, wenn man hungrig sei. Dieses Essen dann zu genießen und jeden Bissen genau 32 Mal zu kauen.
Wer die Grapefruitdiät begründet hat, ist nicht genau überliefert. Aber in den 30 er Jahren und später wieder als Hollywood-Diät bekannt, soll jeder Gewicht verlieren, der zu einer Mahlzeit eine Grapefruit isst. Die Annahme, dass die Grapefruit ein „Fett verbrennendes Enzym“ besitzt, ist inzwischen widerlegt. Vermutlich wirkt der hohe Wasseranteil als Appetitzügler. Auch die Schlankmacherseife „La Parle“, die ohne Diät und Sport die Pfunde „wegwaschen“ sollte, erwies sich schließlich als das, was sie war – eine ganz normale Seife.
Die 50er Jahre – let’s rock ’n‘ roll – Haartolle: ja; Speckrolle: nein
Richtig abenteuerlich werden die Diättrends ab den 50er Jahren, als sich die Damen und Herren an literweise Kohlsuppe gütlich tun. Bei der bis heute populären Kohlsuppendiät wird an sieben Tagen in der Woche so viel Kohlsuppe gegessen, wie gewollt. Mit dem schwer verdaulichen Kohl sollen das Hungergefühl gebremst und der Körper zu mehr Energieverbrauch angeregt werden. Dass dem Körper dabei wichtige Nährstoffe aus anderen Lebensmitteln vorenthalten werden und es zu einem hohen Flüssigkeitsverlust kommt, wird dabei gerne verschwiegen.
Wobei Kohlsuppe durchaus eine gesunde Mahlzeit darstellt, da Kohl viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe liefert – nur die Eintönigkeit dieser Diätform ist nicht zu empfehlen. Außerdem kann es durch viel Kohlverzehr zu starken Blähungen kommen. Demnach dürfte damals in so manchem Rock ’n‘ Roll Tanzschuppen richtig „dicke Luft“ geherrscht haben. (im wahrsten Sinne des Wortes)
Nicht nur auf der Tanzfläche kommt es in den 50ern zu Vibrationen, auch die Massage-Vibrationsbänder sind damals der Hit – und sollen die Pfunde schmelzen lassen. Angeblich soll das „Durchrütteln“ an der Maschine zu einer Verbesserung des Stoffwechsels, Muskelentspannung und Steigerung der zellularen Sauerstoffversorgung führen. Es bleibt allerdings bei diesen vollmundigen Versprechungen.
Mehr Substanz hat da schon die in den 60er Jahren aufkommende und aus Japan stammende „Makrobiotik“. Die makrobiotische Diät basiert auf dem Gleichgewicht von Yin- und Yang-Lebensmitteln, die in Nahrungsmittelgruppen eingeteilt und genau festgelegt eingenommen werden. Kalorien kommen aus Getreide (ca. 60 Prozent), Gemüse (ca. 30 Prozent) und Sojaprodukten wie Tofu oder Tempeh (ca. 10 Prozent).
Im Jahre 1963 hebt die damals übergewichtige Hausfrau, Jean Nidetch, ein Abnehmprogramm aus der Taufe, das bis heute zu den weltweit bekanntesten gehört – Weight Watchers. Die tägliche Nahrung wird hier mit Hilfe eines Punktesystems gezählt und festgelegt. Wobei eine täglich bestimmte Punktzahl nicht überschritten werden darf. Rund um den Globus in 30 Ländern gibt es 45.000 Treffen, auf denen sich die Teilnehmer austauschen können und betreut werden.
Wie auch Weight Watchers setzt auch „Slim Fast“ mit seinen Produkten auf prominente Markenbotschafter. Ende der 70er Jahre auf den Markt gekommen, sollen die Slim Fast Shakes Frühstück und Mittagessen ersetzen – denen sich ein „vernünftiges Abendessen“ anschließt. Durch die Shakes soll die Kalorienaufnahme begrenzt, dem Körper dennoch alle benötigten Vitamine und Mineralien zugeführt werden.
Mit der „Low Carb“ Diätwelle geriet das Unternehmen vorübergehend in die Krise, produziert inzwischen jedoch ebenfalls zuckerreduzierte Shakes. Nach „Low Fat“ und „Low Carb“ kam die „Rohkostdiät“ auf. Sie basiert auf der irrtümlichen Annahme, dass ausschließlich rohe Kost am besten für den Körper geeignet sei. Die Rohkostdiät schränkt das Nahrungsspektrum jedoch deutlich ein: Kartoffeln sind nur in gekochtem Zustand verdaulich. Rohe Hülsenfrüchte hemmen die Verdauung von Eiweiß. Getreide ist bekömmlicher, wenn es gebacken oder geröstet wird.
Ebenso Milcheiweiß, wenn sich durch Zugabe von Säuren dessen Verwertbarkeit verbessert. Auf Dauer kann es bei der Rohkostdiät durch Nährstoffmangel (Vitamine D, B2, B12, Niacin, Zink, Jod, Kalium, Omega-3-Fettsäuren, Proteine) zu bedenklichen Stoffwechselveränderungen kommen, die der Gesundheit schaden. Durch eine ausgewogene und maßvolle Ernährung bleiben normalgewichtige Personen indessen gesünder und wirken auch entzündlichen Prozessen im Körper entgegen.
Gewicht verlieren – aber dafür nicht „aus dem Gleichgewicht“ geraten
Beim Vergleich der einzelnen Diäten und im Hinblick auf die Erfolgsquote wird schnell klar: Eintönige Crashdiäten sind zum Scheitern verurteilt und können im schlimmsten Fall sogar der Gesundheit schaden. Durch vorenthaltene Nährstoffe gerät der Stoffwechsel durcheinander und der plötzliche Nahrungsentzug unterstützt den Jo-Jo-Effekt. Denn der Körper hat ein sensibles Gedächtnis und legt dann bei normaler Nahrungszufuhr verstärkt Fettdepots für „schlechte Zeiten“ an. Gesund abnehmen ist immer eine Kombination aus Bewegung und ausgewogener Ernährung. Wobei über einen definierten Zeitraum unterstützend zum Abnehmerfolg auch Diätshakes und Fettbinder durchaus auch zum Einsatz kommen können.
Der Vorteil bei Shakes besteht unter anderem darin, dass sie über einen hohen Eiweißgehalt verfügen, der einer Abnahme der Muskelmasse entgegenwirkt. Denn bei der Traumfigur geht es eben nicht nur um eine Gewichtsabnahme, sondern um wohl definierte Proportionen. Beispiel: Hat ein Mann nach einer Crashdiät 10 Pfund verloren, mag das auf dem Ernährungsplan gut aussehen. Ist der (Bier-) Bauch aber noch vorhanden, der Bizeps hingegen merklich zurückgegangen, sorgt das für wenig Begeisterung.