Was wurde aus den legendären Halbzeitshows?
Spätestens seit Michael Jacksons denkwürdigen Auftritt im Jahr 1993, sind spektakuläre Halbzeitshows untrennbar mit der Super Bowl verbunden. Seitdem glänzen mehr oder minder zahlreiche Megastars, auf deren Auftritte hin gefiebert wurde. Begleitet wurden die Halbzeitshows immer von grandioser Pyrotechnik, die stets brillant inszeniert wurden. Die schillernde bunte Welt der Stars und der Kampf der Top-Sportler wurde auf diese Art und Weise miteinander vereint, wie zum Beispiel Michael Jackson mit seiner Tanzeinlage und einem internationalen Kinderchor.
Madonna, die als Cleopatra auf die Bühne gezogen wurde oder Katy Perry, die über den Zuschauern schwebte. Dann gab es noch die Vollblutmusiker Prince und Bruce Springsteen, die mit ihrer Musik überzeugten und den Funken auf das Publikum überspringen ließen. Natürlich gab es auch weniger glückliche Shows, die dennoch (oder gerade deshalb) in den Köpfen blieben. Das berühmteste Missgeschick ist sicherlich „Nipplegate“ mit Michael Jacksons Schwester Janet und Justin Timberlake. Die Liste könnte ich noch beliebig fortführen.
Der Magie der Halbzeitshows konnten sich die Zuschauer, wie vom Veranstalter beabsichtigt, nicht entziehen. Schließlich sollte das Publikum auch während der Spielpause wie gebannt vor dem Bildschirm sitzen und nicht einfach durch die Fernsehkanäle zappen. Das ist pures Gift für den Verkauf der Sendeminuten. Maximal sollte schnell ein Bier aus dem Kühlschrank geholt werden, am besten ein Budweiser des Sponsors Anheuser-Busch. Die Sponsoren müssen schließlich bei Laune gehalten werden bei einem Preis von 5 Millionen Dollar für einen Werbespot von 30 Sekunden.
Und seit Michael Jackson 1993 die Halbzeitshow der Super Bowl zu dem gemacht hatte, was sie bis zum letzten Jahr war, hatten alle von der Kombination Sport und Show profitiert. Die Veranstalter mit ihren Einschaltquoten, die Footballstars mit traumhaften Gagen und Werbeeinnahmen sowie die Künstler mit gestiegenem Marktwert und ausverkauften Konzerten. So hätte es für alle weitergehen können, aber dann kam das Jahr 2018. Der Quarterback der renommierten Football-Mannschaft San Francisco 49ers verweigerte sich aus politischen Gründen der Nationalhymne, weshalb er ausgegrenzt wurde.
Dem Rapper Jay-Z missfiel diese Vorgehensweise, weshalb er sich solidarisch zeigte und einen Auftritt bei der Halbzeitshow ausschlug. Der Bann war gebrochen. Auch für dieses Jahr konnten Stars nicht für die Halbzeitshow gewonnen werden. Ein Auftritt während der Super Bowl wurde nicht mehr als Ehre und Karriereschub verstanden.
Aus der Not heraus hatten die Veranstalter 2019 die Band Maroon 5 engagiert, die sich den Auftritt mit Travis Scott und Big Boi teilten. Der Rückzug der Superstars könnte eine Entwicklung auslösen, die den Veranstaltern nicht schmecken wird. Nach Jahren steigender Zuschauerquoten und Werbeeinnahmen, könnte die Kurve nach unten wegknicken. Das wäre fatal, hängt doch eine ganze Industrie daran. Allein in den USA werden um die 4 Mrd. Dollar auf das Event gewettet.
Der Super Bowl – Fazit
Die Veranstalter werden ihr Konzept der Halbzeitshows dringend überdenken müssen. Die Zuschauerzahl war mit 98,2 Mio. in 2019 so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Das lag einerseits am enttäuschenden Spiel und andererseits am blassen Auftritt der Künstler in der Halbzeitshow. Der Druck wird also 2020 steigen, wieder ein spektakuläres Highlight zu bringen. Was sich die NFL nicht leisten kann ist, dass der Super Bowl unattraktiv für Sponsoren wird. Es bleibt spannend!