Hast auch Du Kristallgläser zu Hause? Die meisten Familien haben dieses wertvolle Bleikristall von ihren Großeltern geerbt und verstauen ihre Schätze in Vitrinen, ohne sie wirklich zu benutzen. Likörgläser, Weinkaraffen, Kuchenplatten, Kerzenleuchter, Kristallgläser mit Magnet , Parfümflakons, Vasen und noch viele andere Dinge werden aus Bleikristall hergestellt und viele Personen möchten sie verkaufen um in ihrer Wohnung Platz zu schaffen. Ich helfe Dir herauszufinden, wie viel Dein Bleikristall tatsächlich wert ist ob ob sich ein Verkauf für Dich überhaupt lohnt.
Wo liegt der Unterschied zwischen Kristall und Glas?
Ganz einfach ausgedrückt ist Bleikristallglas oder Kristallglas nichts anderes als wie normales Glas, dem bei der Herstellung Blei zugefügt wurde. Normales Glas, aus dem von der Flasche bis zum Marmeladenglas unzählige Produkte produziert werden, besteht aus drei Hauptkomponenten: Kalk, Soda und Quarzsand. Um das kostbare Kristallglas zu erhalten, ersetzt man während der Produktion einen Teil des Kalks durch Blei. Die restliche Verarbeitung in der Glashütte bleibt jedoch dieselbe. Je nach Anteil des Bleis ergeben sich drei Qualitätsstufen von Kristallgläsern:
- mindestens 18% Bleianteil: Pressbleikristall
- mindestens 24% Bleianteil: Bleikristallglas
- mindestens 30% Bleianteil: Hochbleikristall
Oft ist die mittlere Qualität zu finden: das Bleikristallglas. Die meisten Gegenstände, die Du in Deinem Haushalt finden kannst, wurden wahrscheinlich aus diesem Material hergestellt.
Und farbiges Kristallglas? Hier gibt es zwei Produktionsmethoden. Beim sogenannten Einbrennen wird das fertige Glas mit Farbe bemalt und danach nochmals gebrannt. Beim sogenannten Überfangen besteht das Glas aus zwei Schichten aus Glas – einer farbigen obenauf und einer farblosen unten. Wenn dieses Glas geschliffen wird, ergeben sich vielfältige Farbmuster. Farbige Gläser, die mit der Methode des Überfangens hergestellt wurden, sind normalerweise kostbarer.
Wie erkennt man echte Kristallgläser?
Am leichtesten erkannt man Kristallglas an der Zusammensetzung, dem Bleigehalt. Da Du aber wahrscheinlich kein Chemielabor im Keller hast, kannst Du auf Dinge achten wie Klang, Gewicht und Optik. Ein Weinglas aus Bleikristall ist schwerer als eines in vergleichbarer Größe aus herkömmlichen Glas, da es eine höhere Dichte aufweist. Kristallgläser sind auch oft viel dünner als Standardgläser, da sie sich durch den Bleigehalt einfacher formen lassen. Das muss jedoch nicht unbedingt so sein.
Egal wie dick Dein Weinglas ist, es muss auf jeden Fall glasklar (oder eher gesagt kristallklar) sein. Der Inhalt sollte also ohne Farbveränderungen deutlich erkennbar sein. Wasche dein Glas, trockne es gut ab und halte es ins Licht. Wenn es echt ist, wird es in allen Regenbogenfarben glitzern, auch wenn es nicht extra geschliffen wurde. Dies ist auch ein Zeichen für eine hohe Qualität Deiner Gläser. Und schließlich erkennst Du echtes Kristallglas am Ton. Schnippe mit Deinem Finger dagegen und achte auf den Klang. Er sollte klar, angenehm und langanhaltend sein.
Übrigens: Wenn du wirklich echtes Kristallglas besitzt, solltest du es auf gar keinen Fall im Geschirrspüler reinigen. Das heiße Wasser in der Spülmaschine führt dazu, dass der Glanz verloren geht. Langfristig kann es sogar sein, dass Dein Kristallglas milchig wird. Dann ist es vorbei mit dem Wiederverkaufswert. Mehr dazu weiter unten.
Sind Kristallgläser gesundheitsschädlich?
Kristallgläser enthalten Blei, was für Menschen und auch Tiere prinzipiell giftig ist. Aber keine Angst: Es ist nur tödlich, wenn Du eine sehr große Dosis auf einmal zu Dir nimmst (mehrere Gramm) oder über einen längeren Zeitraum täglich diesem Schwermetall ausgesetzt bist. Bei Bleikristall ist es durchaus möglich, dass sich durch Substanzen, die Essigsäure enthalten oder sauer sind, Blei aus dem Kristallglas lösen kann. Die Mengen an Blei, die dadurch freigesetzt werden, sind aber gewöhnlich zu gering, um schädlich zu sein.
Außerdem sind in der Europäischen Union alle Bleikristallhersteller dazu verpflichtet, ihr Glas auf Bleilässigkeit zu überprüfen. Auch die deutschen Behörden führen regelmäßige Tests durch. Wenn du also gerade einmal zum Muttertag oder zu Silvester mit echten Kristallgläsern anstößt, ist das kein Problem. Auf eine längere Lagerung etwa von säurehaltigen Dingen oder Alkohol in Kristallkaraffen solltest Du aber Abstand nehmen, auch wenn es noch so elegant aussieht. Und wenn Du ganz sicher gehen möchtest, verwendest du Bleiglas überhaupt nicht als Trink- oder Essgefäß. Kerzenleuchter und Vasen sehen ja auch hübsch aus.
Wie wertvoll ist Bleikristall?
Bleikristall ist im Normalfall kostbarer als wie normales Glas. Besonders alte Gläser aus dem Gebiet des Böhmerwaldes, also dem bayrisch-tschechischen Grenzgebiet, erzielen oft höhere Verkaufspreise. Dies liegt daran, dass Bleikristall aus dieser Region stammt und auch heute noch oft dort produziert wird. In Deutschland wird Bleikristall heute übrigens vorwiegend im Oberpfälzer und im Bayrischen Wald hergestellt.
Wenn Du daran denkst, Deine Bleikristallsammlung zu verkaufen, solltest Du Deine Erwartungen bezüglich des Preises aber dennoch etwas herunter schrauben. Wie zuvor erwähnt, ist Bleikristall im Moment nicht sehr angesagt und passt nicht zum Geschirr Boot der meisten Personen. Obwohl es natürlich auch hier Sammler und Liebhaber gibt, sind diese eher an alter Handarbeit interessiert – in anderen Worten, an wertvollen und seltenen Stücken. Für die Stücke aus den Siebzigern, die damals sehr beliebt waren, bekommst Du wahrscheinlich nicht sehr viel Geld. Aber wer weiß – der Markt kann sich auch wieder wandeln.
Welches Bleikristall ist wertvoll?
Zwei Dinge machen Bleikristall besonders wertvoll: Handarbeit und Alter. Die Herkunfts- und Altersbestimmung von Bleikristall ist oft relativ schwierig. Viele alte Gläser haben einen Papieraufkleber oder einen sichtbaren Herstellerstempel. Jene mit Stempel, insbesondere, wenn er nicht gedruckt sondern geschliffen wurde, sind in der Regel kostbarer und älter. Wenn Dein Likörglas nur einen Papieraufkleber hat, bedeutet das aber nicht, dass es weniger kostbar ist. Meistens ist das nur ein Merkmal, dass Du es nicht mit einer echten Antiquität zu tun hast. Über den erzielbaren Preis sagt es jedoch nur wenig aus.
Handarbeit ist bei Kristallgläsern Trumpf. Handgeschliffenes und mundgeblasenes Glas erzielt den höchsten Preis beim Verkauf. Ein geschliffener Stempel des Herstellers ist ein gutes Zeichen. Auch kleinere Unebenheiten in den geschliffenen Facetten oder im Glas selbst können ein Merkmal für echte Handarbeit sein. Demgegenüber stehen industriell hergestellte Gläser. Du erkennst diese Massenware am einfachsten an ihrer Naht, an der die zwei Hälften des Glases zusammengefügt wurden. Obwohl Gläser mit dünneren Nähten kostbarer sind als solche mit dicken Nähten, an den Wert eines mundgeblasenen Kristallglases kommen sie nicht heran. Auch ein gedruckter Herstellerstempel und geätzte statt geschliffener Muster im Glas bedeuten oft einen geringeren Wert. Im Wesentlichen ist es so, dass jeder Vorgang, der mehr Zeit erfordert, den Wert Deines Bleikristalls erhöht.
Wie oben erwähnt, sind bei farbigen Gläsern solche, die nach der Überfangen-Methode produziert wurden, mehr wert. Du erkennst sie daran, dass die Ränder der geschliffenen Facetten einen helleren stufenweisen Farbton haben als wie der Rest des Glases. Wenn die Facetten so tief geschnitten sind, dass sie die farblose Glasschicht erreichen, sind sie sogar vollkommen durchsichtig. Je filigraner die Facetten, umso wertvoller ist Dein Bleikristall.
Was ist dein Bleikristall wert?
Und wie viel sind Deine eigenen Kristallgläser wert? Wie bei allen gebrauchten Dingen kommt es auch hier auf den Zustand an. Sieh Dir Dein Bleikristall genau an und achte auf evtl. Schäden. Auch kleinste Beschädigungen wie Kratzer oder abgestoßene Ecken von Facetten können den Wert wesentlich mindern. Halte Dein Kristallglas gegen das Licht. Es sollte vollkommen klar sein und keine Trübungen aufweisen. Und ein vollständiges Set ist natürlich mehr wert als wie nur ein paar einzelne Gläser. Wie auch immer, ein hoher Sammlerwert ergibt sich hauptsächlich durch die Herkunft und das Alter. Und wie findest Du Das heraus?
Wenn Dein Bleikristall einen Herstellerstempel oder -etiketten hat, kannst Du im Internet danach suchen. Die meisten der bekanntesten Hersteller von gutem Kristallglas sind bereits seit vielen Jahrzehnten tätig. Wenn Deine Weingläser viel gebraucht wurden, ist ein Stempel oft schwierig zu erkennen. Du kannst eine Lupe benutzen, um ihn zu finden. Bei sehr alten Gläsern ist es aber oftmals sehr schwierig, den Hersteller herauszufinden. Es gibt allerdings Internetforen, wo sich Sammler und Liebhaber austauschen, die Dir bestimmt gerne weiterhelfen.
Ein Antiquitätenhändler kann Dir auch bei der Wert- und Altersbestimmung Deiner Kristallgläser helfen. Oftmals kennen sie auch Sammler, die an einem Kauf interessiert sein könnten. Aber auch Auktionshäuser können den Verkaufswert Deiner Gläser schätzen. Du solltest Dich aber im Vorhinein über die Geschäftsbedingungen des jeweiligen Auktionshauses informieren. Einige Auktionshäuser verlangen Gebühren, um einen Schätzwert zu bestimmen, oder sie führen nur bei einer Auktion durch ihr Haus, überhaupt eine Schätzung durch. Auf jeden Fall ist es gut, wenn Du den ungefähren Wert Deiner Gläser bereits kennst, bevor Du zu einem Experten gehst. Dann gibt es keine unangenehmen Überraschungen.